1. Schutzräume verteidigen: wirkliche Stärkung von Autonomen Referaten und keine bloße Lippenbekenntnisse! Autonome Referate sind Schutzräume und die Interessenvertretungen von Minderheiten in der Studierendenschaft der Uni Kassel. In den Strukturen der verfassten Studierendenschaft gehen die Rechte und Interessen der einzelnen Autonomen Referate oft unter, gleichwohl sie sich namentlich als souverän und autonom bezeichnen dürfen. Ferner sind sie abhängig von dem politischen Bewusstsein des AStA, als auch des Studierendenparlaments. Da diese Strukturen hierarchisch aufgebaut sind, sind die Autonomen Referate auf das Wohlwollen der jeweiligen Machtausübenden angewiesen und somit keineswegs autonom. Das darf aber nicht sein! Wir fordern daher die vollständige (strukturelle wie finanzielle) Unabhängigkeit und Gleichstellung aller Autonomen Referate als Mahnmal gegen Image-Idotie und politischer Geltungssucht.
Ferner fordern wir, dass diese Schutzräume auch an den Außenstandorten der Universität Kassel, insbesondere in Witzenhausen, ausgebaut und verstärkt wird.
2. Für die kritische Wissenschaft! Die Uni muss ein Ort für wissenschaftliche Ansätze sein, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse in Frage stellen und nicht den Mainstream reproduzieren. Wir fordern einen Ausbau interdisziplinärer und kritischer Lehre in allen Studiengängen. Wir wenden uns gegen die präsidiale Gängelung der Fachbereiche und positionieren uns aktiv gegen die negativen Auswirkungen des Bachelor-/Master-Systems.
Zudem engagieren wir uns aktiv im Arbeitskreis Zivilklausel und setzen und daher aktiv für eine verbindliche und friedliche Zivilklausel an der Universität Kassel ein. Gerade in Kassel gibt es einige Waffenschmieden die sogenannte Drittmittelprojekte² in Kooperation mit der Uni durchführen. So gibt es z.B. das duale Studium an der Universität Kassel, welches in Kooperation mit dem Leopard 2 Hersteller Kraus-Maffei-Wegemann durchgeführt wird, sowie Projekte, die an besonders panzersicherem Material forschen. Im vergangenen Jahr haben wir als Arbeitskreis Zivilklausel einige Aktionen an der Universität Kassel durchgeführt, um auf die Problematik, die mit Rüstungsforschung verbunden ist, aufmerksam zu machen. Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck an den Vorbereitungen der Urabstimmungen in der Studierendenschaft über eine verbindliche Zivilklausel in der Grundordnung der Universität Kassel.
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3. Autonomes Antifareferat Kassel hat ein Naziproblem, wie die Gesellschaft insgesamt. Ob nun Naziaufkleber von den Jungen Nationalisten, Schmierereien von dem ethno rassistischen Netzwerk der “Identitären Bewegung” oder der Nazimord an Halit Yozgat in direkter Nachbarschaft zum Unistandort Holländischer Platz. Aber auch in weniger offensiven Aussagen und Handlungen, welche reaktionäre und rassistische oder auch nationalistische Gedanken verbreiten, wird immer wieder deutlich, dass Rassismus, Nationalismus und Faschismus ein Alltagsproblem darstellt!
Getreu dem Motto „Keinen Fußbreit den Faschisten“, fordern wir mehr Aktionismus gegen jegliche patriarchale, rassistische und reaktionäre Strukturen in Universität und Gesellschaft und mehr Einsatz für emanzipatorische Politik aller hochschulpolitischen Akteur*innen. Für die Studierendenseite fordern wir die Einrichtung eines Autonomen Antifaschismus – und Antirassismusreferats.
Alerta, alerta antifascista!
Wir fordern daher eine kritische und reflektierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des Geländes der Universität Kassel, welches zu NS Zeit der Produktion von Wagons zu Deportationszwecken diente. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.
4. Lehramtsfachschaft An der Universität Kassel gibt es derzeit massive Probleme im Bereich des Lehramtsstudiums. So werden die Rechte von Studierenden teilweise einfach ignoriert: Prüfungssituationen mit absurden Anspruch und Rahmenbedingungen, Dozent*innen und Professor*innen, die nach eigenem Ermessen schalten und walten. In jedem anderen Fachbereich gibt es für solche Probleme eine Fachschaft. In den Lehramts-Studiengängen ist dies jedoch nicht der Fall. Daher fordern wir die Einrichtung einer Fachschaft Lehramt. Für die Umsetzung wollen wir uns mit Lehramtsstudierenden selbst sowohl anderen Gruppen, die unter den Lehramtsstudierenden aktiv sind vernetzen und gemeinsam eine Lösung finden. Uns ist es hierbei wichtig, die Studierenden zu Partizipation und aktiven Mitgestaltung anzuregen, sodass wir nicht möglichst wenig aus einer hierarchisch geprägten und privilegierten Position arbeiten. Weiterhin fordern wir die Einbindung und Beachtung aller Fachschaften, auch derer, die als “Nischenstudiengänge” oder “Randgruppen” degradiert werden.
Die flächendeckende Existenz von Fachschaften sowie die Aufrechterhaltung und Unterstützung ihrer Arbeits- und Aktionsfähigkeit, sind ein Ziel, welches wir als selbstverständlich betrachten.
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5. Patriarchale, diskriminierende und bürokratischen Strukturen in der Studierendenschaft und Gesellschaft aufbrechen Für eine Gesellschaft frei von Ausgrenzung, Sexismus, patriarchalem Mackergehabe, Homo- sowie Trans*phobie, Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus. Für eine freie, emanzipatorische und partizipatorische Gesellschaft jenseits von Staat und Geschlecht!
Die Studierendenschaft Kassel hat, was dieses Thema angeht noch Einiges zu tun. Beginnend bei den bereits genannten Aufkleber von Naziorganisationen über sexistischen Tristesse für Unipartys oder patriarchal geführte Diskurse im Studierendenparlament. Hier gilt es Einiges zu verändern, zu sensibilisieren und aufzuklären.
So haben wir in unserer Zeit im AStA Veranstaltungen, die für eben diese Themen sensibilisieren, organisiert. Wir beteiligen uns aktiv an der Erstellung eines Awareness-Konzeptes für mehr Schutz gegen Übergriffe und für angenehmere Atmosphäre in dem von Studierenden verwaltetem Kulturzentrum K19 und sind konsequent dabei, dass die verfasste Studierendenschaft Antidiskriminierungsrichtlinien in ihre Satzung mit aufnimmt. Leider ist dies mit den derzeit herrschenden Mehrheitsverhältnissen jedoch nur schwer zu erreichen!
Daher gilt es weiterhin: Smash sexism, patriotism, racism - Das schöne Leben jetzt!
6. Gegen die Politik der weißen Wand Durch eine wettbewersideologische Praxis verhindert nicht nur die Universität Kassel, sondern auch das Land Hessen nonkonformes Verhalten. Leistungsnachweise und Anwesenheitslisten gehören zum Spektrum der Überwachungsapparate, die Studierende immer mehr unter Druck setzen und so ein selbstbestimmtes Studium verunmöglichen. Ein Campus und dessen Räume, die abends nicht mehr zu betreten sind, verhindern die kulturelle Erschließung der Universität. Deswegen kämpfen wir für (studentische) Freiräume, in denen Selbstorganisation möglich ist. Dazu gehört eine Atmosphäre, die den Campus in all seinen Möglichkeiten selbstverständlich nutzbar macht, sei es beim abendlichen Picknick oder bei selbstorganisierten Lesekreisen.Dazu zählt eben auch der Ausbau und der Erhalt der kulturellen, selbstverwalteten Zentren in Kassel (K19) und Witzenhausen (Klub).
Weitere Infos: http://kawiar.wordpress.com/ |
Seite 8 KaWiAr-politisches Revoltenblättchen Erste Auflage/ Januar 2013
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